Drachen stürmen die Burg und erbeuten – Steine
Wenn die Drachen die Burg erstürmen, geht es üblicherweise darum, Burgfräuleins, Knappen und Glitzerklunker zu rauben. Doch es gibt einen Tag im Jahr -wenn nicht gerade die Drachengrippe grassiert- da kapern nicht nur die Drachen vom Team Naunheim die doppeltürmige Burg Greifenstein hoch über dem Tal der Dill. An diesem Tag sind Läufer von nah und fern von den Burgmannen der LG Dill eingeladen, die nicht mehr ganz feste Feste zu erstürmen. Der schnellste Läufer / die schnellste Läuferin bekommt als Siegespreis einen großen Brocken Gesteins vulkanischer Herkunft. Auch die jeweils besten drei SportlerInnen aller Altersklassen dürfen (kleinere) Steine zur Erinnerung einsacken. Da diese Übung schon zum 23. mal wiederholt wurde, muss es niemanden wundern, dass der Westerwald immer flacher wird.
An diesem heißen Frühsommersonntag gewann den dicksten Brocken der Weltklasseläufer Getu Feleke (ETH). Getu (AK35) hält eine Marathonbestzeit von 2:04:50, aufgestellt in Rotterdam, 2012, und hat mehrere Streckenrekorde u. a. in Amsterdam und Wien aufgestellt. *
Auf der 5,3 km langen Strecke, die, günstig zum Einlaufen, auf dem ersten Abschnitt von Katzenfurt nach Edingen flach ist, sind die 2,8 km hoch zur Burg mit kräftezehrenden 260 HM gespickt. Diese Höhenmeter haben es nicht nur wegen der stetigen Steigung, sondern besonders bei einem Hitzelauf wie in diesem Jahr, bei vollkommener Abwesenheit von Schatten, in sich. Getu siegte in 21.19 Minuten, hatte aber mit Erik Büchele (TSV Krofdorf) und Simon Mussi vom Drachenteam zwei lokale M20-Läufer im Nacken, die mit 21.57 bzw. 22.15 den Rückstand nicht groß werden ließen. Eine Woche nach seinem Überraschungssieg in Krofdorf über die 10 km bewies der M20 Zweite Simon, dass seine Form weiter auf dem aufsteigenden Ast ist. Auch mit dem MU20- Star Nico Debus und dem Ultra- Trail- und Alpinspezialist Ben Griell (M40), die zeitgleich in 23.49 als Gesamtfünfte und Sieger ihrer Altersklassen die Zugbrücke der Burg passierten, hatte das Team heiße Eisen im Feuer. M45-Läufer Gunnar Klös wurde in 28.24 Zweiter seiner Klasse und auch Michael Schneider lief mit 29.24 eine klasse Zeit, mit der er als M60-Dritter ebenfalls ein Pokalsteinchen für seine Mineraliensammlung erhielt. Kein Drachenmann wurde ohne das Andenken an den Berglauf nach Hause geschickt!
Auch unsere Damen wurden steinreich! Monika Donges gewann die M65 in Aufsehen erregenden 30:44 und wurde siebtschnellste Frau und 57. des 193-köpfigen Finisherfeldes. W20-Läuferin Katja Rebecca Wiedemann topte Monis Zeit. Sie wurde AK-2. und 5. der Frauen in 30.08. Ebenfalls AK- 2. Plätze errangen Birgit Schulte (W 50, 33.02) und Sandra Schubert (W35, 33.14), sowie in der W70 Inge Bork, die der mehrfachen deutsche AK-Meisterin Marianne Domes (Blau Weiss Dodenhausen) den Vortritt lassen musste. Ilona Seifert und Tanja Rausch teilten sich zeitgleich in 38.33 den 5. Platz in der W50. Petra Pilz wurde 4. der W60.
Das Angebot, den Berglauf als 2er Staffel zu laufen, hatte nur bei drei Mixed-Teams Interesse gefunden. Mit großem Vorsprung siegte das Drachenpaar Roman Berg /Yella Alban in 27.26.
Der 23. Greifenstein-Berglauf wird als einer der heissesten Greifensteinläufe in Erinnerung bleiben. Ein Lauf, der Kult im Lahn-Dill-Kreis ist, bei dem es die originellsten Pokale und die bereits als Sammlerobjekt beliebten Finishershirts gibt, der aber wegen der etwas aus der Zeit gefallenen händischen Zeitnahme auch nostalgische Züge aufweist.
*Angaben zu Getu Feleke aus Wikipedia
Text: O.Jatsch, Fotos: G.Klös