Abenteuer Route des Grandes Alpes – mit dem Rennrad vom Genfer See ans Mittelmeer

Einmal im Leben die berühmtesten Tour-de-France-Pässe mit dem Rennrad erklimmen, ein wahrer Rennradfahrertraum! Entlang der historischen Route des Grandes Alpes, abgekürzt RdGA, reihen sie sich aneinander, die legendären Traumpässe der französischen Alpen. Mehr als 800 Kilometer und 20.000 Höhenmeter über 17 Hochalpenpässe, davon einige über 2000 Meter, verteilt auf acht Tagesetappen – eine Herausforderung par excellence mit Kultstatus! Schweißtreibende Anstiege, zahlreiche Bergmassive und schnelle Abfahrten inklusive. Ein gewisses Maß an Leidensfähigkeit sollte man da schon mitbringen. Also genau das Richtige für uns.

Wir – eine illustre Gruppe, die sich überwiegend aus der Cappuccinogruppe des Vereins speiste – wollten dieses Abenteuer wagen und die französischen Schneealpen mit ihrer beeindruckenden Berglandschaft und ihren Hochgebirgspanoramen überqueren – mit dem Rennrad!

Los ging’s am 29. Juni um Mitternacht: Wir buchten die Tour über einen Reiseveranstalter, der uns mit seinem komfortablen Reisebus an den offiziellen Startpunkt der Tour brachte: Thonon-les-Bains am Genfer See. Denn die Idee war, die Tour dort zu starten, wo der offizielle „Kilometer Null“ der Strecke in den Asphalt eingelassen wurde und sie am südlichen Endpunkt der Strecke an der Côte d‘Azur ausklingen zu lassen, an der eingravierten Ankunftstafel in Menton.

So sah unsere, zugegebenermaßen etwas ambitionierte, Reiseroute aus:

Etappe 1 (Anreisetag): (ca. 60 km/1.300 HM)

Ankunft in Thonon-les-Bain, entspannte Einrollrunde ab „Kilometer Null“ weiter Richtung Cluses, unserem ersten Ziel. Zwei Pässe: Col du Feu 1117 m und Col de Terramont 975 m. Schweißtreibend war das Ganze trotzdem, hatten wir doch eine Hitzewoche erwischt, kein Tag unter 30 Grad! Wie gut, dass das Hotel einen Pool hatte. Also raus aus den Radklamotten und rein in den Pool…splish, splash.

Etappe 2: Cluses – Les Saisies (ca. 70 km/2.700 HM)

Direkt nach dem Frühstück geht es wieder in die Sättel. Heute stehen gleich drei Gebirgspässe auf dem Programm: der Col de la Combière (1.613 m), der Col des Aravis (1.486m) mit grandiosem Ausblick auf den Mont Blanc und der Col des Saisies (1.650 m), auch ein beliebter Pass der Tour de France, was man sofort erkennt, wenn man den Ortseingang erreicht, denn der Verkehrskreisel ist mit hübschen Trikot-Aufstellern bestückt.

Etappe 3: Les Saisies – Val-d’Isère (ca. 90 km/2.800 HM)

Heute spürt man schon ein wenig, dass man bereits zwei Tage im Sattel saß. Col du Méraillet (1.605 m), über den Roselendstausee zum Roselendpass (Cormet de Roselend 1.967 m). Über das Tal der Isère weiter nach Val d’Isère, einem bekannten Skiort in Frankreich.

Etappe 4: Val-d’Isere – Saint-Jean-de-Maurienne (ca. 120 km – 1.800 HM)

Wir schrauben uns langsam hoch Richtung Col de L’Isèran (2.770 Meter), der zweithöchste Alpenpass, vorbei an der Aussicht Belvédère, weiter bis zur Passhöhe. Nach einer rasanten Abfahrt, die von einigen Dreitausendern gesäumt wird, gelangen wir zur Unterkunft in Saint-Jean-de-Maurienne. Und als hätten wir noch nicht genug, geht es von dort noch die kurze, aber superschöne, in den Berg gehauene Serpentinenstraße zum Montvernier hoch, auch Les Lacets de Montvernier („Schnürsenkel von Montvernier“) genannt. Warum sie so heißen, lässt sich unschwer erahnen…

Etappe 5: Saint-Jean-de-Maurienne – Alpe d’Huez (ca. 80 km – 2.900 HM)

Was andere als Tages-Highlight angehen, haben wir nach 2000 Höhenmetern in den Beinen in Angriff genommen: den Aufstieg Alpe d’Huez mit seinen 21 Kehren. Diese sehr coole, sehr kultige und legendäre Tour-de-France-Strecke wollten wir auf keinen Fall links liegen lassen. Es gab auch eine Überraschung an Bucht 7, dem Holländer-Eck. Unsere Namen im Asphalt verewigt! Wenn auch nur in Kreide… Danke, Thorsten, für die tolle Idee!

Col de la Croix de Fer (2.067 m), Aufstieg Alpe d’Huez (14 Kilometer, 1130 Höhenmeter, 21 Kehren, durchschnittlichen Gefälle von 8 %, zu Beginn 10 %).

Etappe 6: Königsetappe: Alpe d’Huez – Guillestre (ca. 140 km/3.400 HM)

Col du Lautaret mit Col du Galibier (2.645 m), der Pass der Pässe, einer der schönsten der Alpen und einer der höchsten obendrein. Col d’Izoard (2.360 m) durch den landschaftlich reizvollen Naturpark „Casse Déserte“ (übersetzt: menschenleeres Geröll) als ein weiteres Highlight des Tages und schließlich durch das Tal der Guil nach Guillestre, wo wir übernachteten.

Etappe 7: Guillestre – Valberg (ca. 125 km/3.200 HM)

Heute geht es durch wildromatische Schluchten und liebliche Wald- und Almlandschaften über den Col de Vars (2.109 m), Col de la Cayolle (2.363 m) und durch bizarre Felslandschaften nach Valberg.

Etappe 8: Valberg – Menton (ca. 125 km/3.300 HM) – „Mittelmeer, wir kommen!“

Am letzten Tag stehen nochmal satte Höhenmeter auf dem Programm über den Col de La Couillole, Col St-Martin, Col de Turini, Col de Castillion, alles in allem erneut über 3000 Höhenmeter, und schließlich radeln wir in schöner Abfahrt nach Menton – unserem Ziel am Mittelmeer.

Die grandiose Alpenüberquerung nimmt ihr Ende und damit auch unser Abenteuer. Die Einfahrt mit dem Rennrad nach Menton ist sicherlich ein einmaliges Erlebnis, allein schon, weil man weiß: Man hat es geschafft! Der obligatorische Sprung ins Mittelmeer lässt all die Strapazen mit einem Schlag vergessen! Juchhu, wir haben es geschafft! Die Freude ist groß!

Dieses Abenteuer wird uns noch lange in Erinnerung bleiben: die beeindruckenden Alpenpanoramen mit ihren großartigen Ausblicken, das Gemeinschaftsgefühl, dass wir es zusammen geschafft haben und selbst die Anstrengung, die uns das ein oder andere Mal an unsere Grenzen gebracht hat. Auf all das werden wir immer wieder mit Freude und Stolz zurückblicken.

Hier noch ein paar weitere fotografische Eindrücke:

(Text: Martina Kunze, Fotos: Team Naunheim, privat)

edoobox konnte keine Daten abrufen: Unauthorized / 401