Wetzlar-erleben-Marathon. Erster Erkundungslauf: vom Festplatz in Naunheim zum Finsterloh
Die Kommunikation über das Medium Strava-Gruppe ist wohl noch etwas gewöhnungsbedürftig. Der Einladung zum sonntäglichen Training auf der Strecke des Wetzlar-erleben-Marathons waren zwar erfreulich viele Läuferinnen und Läufer gefolgt, allerdings waren es ausschließlich bekannte Gesichter, die sich am heutigen Startpunkt eingefunden hatten.
Gemeinsam wurde von Naunheim über Garbenheim, Dutenhofen, Münchholzhausen zum Finsterloh in Büblingshausen (ein Drittel der Marathonstrecke) gelaufen. Hier teilte sich die Gruppe: für die einen war hier das Tagwerk zu Ende, die anderen liefen über das Kirschenwäldchen über Nauborn zum Hofgut Magdalenenhausen und machten den Halbmarathon voll. Da am nächsten Sonntag die jeweils zweite Teilstrecke vorgestellt werden soll, wird heute nur über die kurze Distanz berichtet.
Die Strecke von Naunheim durch die Lahnaue nach Garbenheim ist ideal zum Einrollen. Der Weg über den eisernen Steg zur Lahninsel bietet bereits das erste Highlight. Die Lahn ist hier durch das Mühlenwehr breit und fließt träge dahin. Im Hintergrund sieht man zwischen Erlen, Weiden und Pappeln die Naunheimer Mühle (heute ein beliebtes Hotel). Die Insel zwischen dem Flusskanal und der nur durch das Wehr regulierten Lahn ist mit Liegewiesen, einem großzügigen Kinderspielplatz und dem Fußballplatz das Naherholungsgebiet von Naunheim. (Die Toilette des Sportplatzes ist übrigens bis Ende September frei zugänglich: wer Wasser fassen oder lassen muss, kann das hier tun. Wir verlassen die Insel über eine weitere Brücke an der Schleuse. Die Lahn ist ab Gießen flussabwärts Bundeswasserstraße, wird aber bis kurz vor Limburg dem Bootstourismus vorbehalten.
Wir überqueren den Segelflugplatz und laufen durch die Lahnwiesen in südlicher Richtung auf Wetzlar zu.
Eine Bahn- und Bundesstraßenunterführung durchlaufen wir links abbiegend und befinden uns im Stadtteil Garbenheim. Der Ortskern war vor 200 Jahren einem Großbrand zum Opfer gefallen. Der Wiederaufbau folgte jedoch offensichtlich dem alten Muster und bietet uns den Anblick eines engen, verwinkelten, typisch mittelhessischen Dorfes. Hinter der Kirche kommen wir auf einen kleinen Platz auf dem der Dichterfürst der Deutschen Platz genommen hat. Goethe was here! In seiner Jugend war J.W.von Goethe für ein knappes Jahr als Assessor am Reichskammergericht in Wetzlar eingeschrieben. Seine Tätigkeit am Gericht bestand wohl hauptsächlich im Einschreiben; es heißt, er habe hauptsächlich das örtliche Ballhaus und das Haus des Deutsch-Ordens-Amtmanns Heinrich Buff besucht, denn der hatte eine Tochter Lotte, der er den Hof machte, die aber bereits einem Herrn Kestner versprochen war und dem Dichter höflich die kalte Schulter zeigte. Liebesfrust und das aufkommende Zeitalter der Romantik trieb Goethe in die Natur. Zu seinen bevorzugten Wanderzielen zählte Garbenheim, das er in seinem in Wetzlar entstandenem Briefroman „ die Leiden des jungen Werther“ als „Wahlheim“ erwähnte. In dem Roman geht es um unerfüllte Liebe und den Selbstmord des Protagonisten, für den ein Herr Jerusalem, der ebenfalls am hohen Gericht tätig war, als Vorbild diente. Das in Wetzlar entstandene Erstlingswerk wurde ein großer Erfolg; zahlreiche Romantiker folgten dem Beispiel Werthers begeistert in den Freitod! Wir folgen dem Goetheweg (schwarzer Goethekopf) aus dem Ortskern heraus und kommen auf einem steil ansteigenden Weg durch neuere Bebauung aus dem Ort heraus. An der Grillhütte „Reither Alm“ vorbei, wird es flacher und wir haben einen wunderhübschen Blick über das Lahntal und das Bergland der vorderen Hörre in nördliche Richtung.
Bald gelangen wir an den Rand des Sport- und Industrieparks Spilburg. Wo einst in einer von zwei in Wetzlar angesiedelten Garnisonen junge Männer das Soldatenhandwerk lernen mussten, haben sich innovative Firmen angesiedelt, lernen Studenten der Technischen Universität Mittelhessen. Die Sportanlagen der Bundeswehr wurden vom größten Wetzlarer Sportverein übernommen und eine Kletterhalle wurde neu gebaut. Wir laufen in östlicher Richtung am Zaun des Leitzparks entlang und können einen Blick auf die moderne und architektonisch beeindruckende Produktionsstätte der Leica Kamera erhaschen. Für Fotofreunde ist der Besuch des modernistischen Leica Museums mit wechselnden Ausstellungen ein Muss und somit alleine schon ein Grund für einen weiteren Besuch Wetzlars. Weiter geht es auf ebenem Gelände und es wird ländlich: die Kühmark ist eine Heide ähnliche Fläche auf der einst Soldaten das Tarnen und Kriechen übten. Heute grasen hier Pferde und Rinder. Dort, wo wir wieder in den Wald eintauchen, halten wir uns halbrechts und laufen oberhalb der A 45 über einen Pendlerparkplatz. Wir stoßen auf die L 3451, überqueren die Autobahnbrücke und biegen nach 150 m auf die Straße nach Münchholzhausen ab.
In Münchholzhausen nehmen wir die erste Straße links und durchlaufen ein ruhiges Wohngebiet. Am Ende der Straße laufen wir auf einem geraden Feldweg 1000 m nach Dutenhofen. Hier nehmen wir die zweite Querstraße (Lönsstraße) nach rechts und kommen an der Firma OKULUS vorbei, von der wir beim Marathon ein Foto machen werden. Mit OKULUS-Produkten haben die meisten Brillenträger schon zu tun gehabt. Das Unternehmen stellt Messgeräte für Augenoptiker und Augenärzte her. Wir erreichen den südlichen Ortsrand von Dutenhofen und laufen nach rechts auf einem geteerten Wirtschaftsweg zurück nach Münchholzhausen. Die beiden Stadtteile gehen hier in einander über fast ohne dass wir es bemerken. Wir laufen durch die Sudetenstraße, biegen links in die Herrnwiese ab und kommen zum Münchholzhäuser Friedhof, wo wir unsere Wasservorräte auffüllen können. Weiter geht es entlang des Dorfrands bis wir an die Autobahnrücke kommen. Ein kurzes Stück laufen wir unter der Autobahn nach rechts und biegen hinter dem Welschbach nach links ab. Talaufwärts passieren wir eine Fischzuchtanlage. Hinter dem letzten Fischteich überqueren wir den Welschbach. Hier ist die einzige Stelle an der uns die Navigation nach GPX vor ein Problem gestellt hat. Wir müssen kürz nach dem Brücklein den breiten Wirtschaftsweg verlassen und uns ganz nach rechts orientieren. An einer Gabelung verlockt ein breiterer Weg dazu ihm zu folgen. Er endet aber auf einer Viehweide und man muss an seinem Ende steil bergauf durch den Wald krauchen! Also hier den Trail ganz rechts nehmen! Obwohl es wieder bergauf geht ist es hier im Wald angenehm zu laufen. Bald kommen wir unterhalb der Sportanlagen des RSV Büblingshausen aus dem Wald heraus und erreichen nach 14,20 km und 261 HM unser Ziel,den Festplatz Finsterloh. Für die Wetzlarer ist das ein besonderer Ort, findet hier doch in dreijährigem Turnus mit dem Ochsenfest das größte Volksfest Mittelhessens statt.