Marathon du Vignoble d’Alsace: originell, weinlastig und wunderschön

Otto hat’s geschrieben:

Im Elsass läuft es sich prima. Man kann hier auch beim Laufen prima feiern, dann wird das aber nichts mit prima laufen.

Etwa 5000 Läuferinnen waren an der Elsässischen Weinstraße auf der Piste. Knapp 1000 liefen den Marathon, 1900 waren für die halbe Distanz gemeldet. Etwa 1500 Teilnehmer hatte der Zehner. Der Rest verteilte sich auf die Kinderstrecken. Die Zahl der Finisher war deutlich geringer als die Zahl der gemeldeten Läufer ,was wohl überwiegend damit zu tun gehabt hat, dass es an den zahlreichen „kulinarischen“ Verpflegungsständen, wo Spezialitäten mit korrespondierenden Weinen ausgeschenkt wurde, zu erheblichem Schwund gekommen sein dürfte. Wer alle 24 Weine auf der Marathondistanz verköstigte, dürfte kaum die volle Distanz geschafft haben. Wenn jemand den Halbmarathon in über sieben Stunden läuft, muss es Gründe dafür geben.

 

Ich (Otto Jatsch) lief den Halbmarathon nüchtern, auch wenn die Verführungen groß waren. Der Lauf war allerdings auch ohne Alkohol wunderschön; wenig Asphalt, tolle Landschaft, hübsche Ortschaften und großartige Stimmung an der Strecke durch die Fans und die zahlreichen Musikgruppen.

Die Strecke ist schön, aber anspruchsvoll. In den vergangenen Tagen hat es stark geregnet und die Strecken durch die Weinberge sind matschig und weisen einige starke Anstiege auf. Ich bin froh, dass ich die Trailschuhe ausgewählt habe. Unterwegs kommt der Spaß nicht zu kurz. In jeder der malerischen Fachwerkortschaften spielt eine Musik-Formation den Läufern und den Fans auf. Bestimmt 50 Prozent der Läufer sind kostümiert. Diese nehmen das kulinarische Angebot am intensivsten wahr und laufen überwiegend am Ende des Feldes hinter den Ambitionierten her.

Im Ziel in Molsheim erwartete die Finisher eine wirklich originelle Medaille mit einem elsässer Trachtenpärchen, das gemeinsam mit ihrem Storch auf einer Schaukel sitzt. Außerdem erhält jeder Finisher eine Flasche Marathonwein (Auxeroise, war lecker!) und ein geschmackvolles Finishershirt. Die Finisherverpflegung war vom Feinsten: Wo gibt es sonst neben dem Üblichen frisches Obst wie Honig- und Wassermelone, Orangen, Aprikosen und Kirschen, außerdem getrocknete Feigen und Datteln?

Die Siegerehrung fand auf der Bühne des Marathondorfs vor der alten Münze in der idyllischen Altstadt statt. Die Sieger des Marathons wurden auf der Bühne in Wein aufgewogen. Die Halbmarathonsieger bekamen entsprechend ihrer Körpergröße aufgestapelte Kartons mit Salzbrezeln als Siegprämie. Die ersten drei der Altersklassen wurden mit üppigen Fresspaketen, überreicht von der drallen Weinkönigin mit den obligatorischen Küsschen, geehrt. Die Pokale stellten eine laufende Weintraube dar. Die Konstruktion entsprach den Pokalen, die wir in den vergangenen Jahren beim LPL vergeben haben. Die Frage ist: „wer hat’s erfunden“?

Da keine Siegerlisten ausgehängt waren, war die Überraschung groß, als ich als Erster der ältesten Altersklasse auf die Bühne gebeten wurde. Obwohl ich bei der Siegerehrung alleine auf dem Podest stand, hatten insgesamt 10 Läufer der AK gefinished, waren aber entweder schon gegangen oder noch auf der Strecke. Mit meiner Zeit von 1:54:30 war ich in Erwägung der anspruchsvollen Strecke ganz zufrieden.