Ich habe einen Traum…
Der Mythos Ötztaler. Jedes Jahr haben rund 4.000 Rennradfahrer einen Traum: den anspruchsvollsten Radmarathon der Alpen zu finishen. Der Rundkurs führt auf 227 Kilometern von Sölden über 4 Alpenpässe (Kühtaisattel, Brenner-, Jaufenpass und Timmelsjoch) nach Südtirol und wieder retour. Unglaubliche 5.500 Höhenmeter meistern die Teilnehmer. Auch einige unserer Athleten hatten diesen Traum.
Am Sonntag, den 09.07.2023, fiel für Holger Schmitt, Thorsten Keiner, Matthias Raff und Karsten Gürsch um 06:30 Uhr der Startschuss in Sölden.
In einer rasanten Startphase ging es für die Teilnehmer das Ötztal hinunter nach Ötz. Bedingt durch die 4.000 Teilnehmer und der am Anfang extrem hohen Geschwindigkeit war der Adrenalinspiegel am Einstieg zum Kühtaisattel schon mal auf Anschlag. Oben angekommen folgte direkt die Abfahrt nach Innsbruck, wo die Rennfahrer Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreichen konnten. In Innsbruck angekommen ging die Route vorbei an der Skisprungschanze über die alte Brennerstraße nach Sterzing. Von Erholung keine Spur, es folgte der Jaufenpass. Hier zeigte sich langsam, wer ausreichend trainiert hatte. 2 Pässe steckten den Fahrern bereits in den Beinen. Nachdem diese Hürde überwunden war, konnten die Rennfahrer die anspruchsvolle Abfahrt vom Jaufenpass nach St. Leonard „genießen“. Die Bremsen vor den engen Kurven und Serpentinen wurden bis zum Maximum beansprucht. Zudem kletterte die Temperatur über die 40-Grad-Marke. Der Anstieg zum gefürchteten Timmelsjoch wurde mittlerweile zum Kampf gegen sich selbst. Vergleichbar mit einem Marathon beim IRONMAN nahmen die Athleten den 25 Kilometer langen Anstieg mit fast 2.000 Metern Höhendifferenz auf das Dach der Tour in Angriff. Hier wurden Leidensgeschichten geschrieben. Etliche Radfahrer mussten sich den hohen Temperaturen und der Macht des Berges geschlagen geben. Mit Krämpfen in den Beinen ging es für viele keinen Meter mehr weiter. Nach der letzten Verpflegungsstation in Schönau konnte man endlich die ersehnte Passhöhe sehen. Quasi gegen die Wand musste man fahren, um von dort aus die letzten 11 Kilometer mit ca. 800 Höhenmetern in Angriff zu nehmen. Dann war das Timmelsjoch besiegt und man konnte sich sicher sein, das Ziel in Sölden zu erreichen und das Rennen zu finishen. Vergleichbar mit einem Olympiasieg ist die Einfahrt in Sölden zum RedBull-Zielbogen. Unter dem Jubel tausender Zuschauer wurden die Finisher wie wahre Helden gefeiert – und das sind sie auch: Helden der Landstraße, Pedalritter auf einer Carbonwaffe – immer die Wattzahl fest im Blick :-).
Die Ergebnisse unserer Athleten:
Karsten Gürsch: 9:01:37
Thorsten Keiner: 11:51:10
Holger Schmitt: 13:01:49
Matthias Raff: DNF
(Text: Karsten Gürsch, Fotos: team-naunheim.de)