Katja Wiedemann schnuppert Weltmeisterinnen-Luft bei der Ironman-WM der Frauen in Nizza

+++ 22. September 2024 +++ Laura Philipp triumphierte bei der erstmals für die Frauen in Nizza ausgetragenen Ironman-WM in 8:45:15 Stunden – und konnte es kaum fassen! Kaum fassen konnte es auch Katja Wiedemann vom Team Naunheim, dass sie sich beim IM Klagenfurt für die Ironman-WM qualifizierte und nun bei diesem aufregenden Event mit am Start war. +++

„Das war das Härteste, was ich bisher gemacht habe.“

Seit letztem Jahr werden die Ironman-Weltmeisterschaften für Männer und Frauen getrennt ausgetragen. Während letztes Jahr die Männer zum ersten Mal an der Côte d’Azur den besten in ihren Reihen gesucht hatten, kämpften in diesem Jahr zum ersten Mal Triathletinnen aus aller Welt in Frankreich um den Titel der Weltmeisterin. Mit 123 Starterinnen stellte Deutschland die meisten der gut 1400 Triathletinnen – und unter ihnen ich. Im Juni hatte ich mich in Klagenfurt qualifiziert und war nun ohne Ambitionen, aber mit Hoffnung auf viel Spaß und ordentlich Respekt vor der anspruchsvollen Strecke angereist.

Direkt morgens am Schwimmstart gibt es den ersten Gänsehautmoment: Über die von Menschen gesäumte Promenade des Anglais erklingt die live von einem Orchester vorgetragene Marseillaise. Nicht lange danach erfolgt der Kanonenschuss, die Profifrauen sind auf dem Weg. Der Start erfolgt in Wellen nach Altersklassen direkt aus dem Wasser heraus. Als das Starthorn für die fünfte Welle erklingt beginnt auch für mich der längste Tag des Jahres. Der Kurs ist M-förmig: Zunächst wird etwa 900 m ins Meer hinausgeschwommen, nach einer kurzen Strecke parallel zum Ufer geht es wieder zurück zum Strand, bevor erneut ins Meer heraus geschwommen wird. Durch den Kälteeinbruch in den letzten Wochen ist das Mittelmeer kälter als erwartet, sodass wir im Neoprenanzug schwimmen dürfen. Für mich war es eine Premiere im Meer, umso überraschter war ich, wie gut es trotz ungewohntem Wellengang lief. Nach 1:13 h überquere ich die Zeitmatte am Ufer und mache mich auf dem Weg zu meinem Fahrrad.

Die Radstrecke gilt als sehr anspruchsvoll und bereitete mir durchaus Sorgen im Vorfeld. Danke an Tobi, der mir mit seiner Erfahrung aus dem Vorjahr alle meine Fragen geduldig beantwortet hat! Nachdem man flach aus Nizza herausgerollt ist, geht es schon bald in den stärksten Anstieg. Sind diese drei Rampen geschafft, geht es mäßiger bergauf – aber eben immer noch bergauf. Malerisch schlängelt sich die Strecke die 19 km zum Col de l‘Ecre hinauf. Leider ist die Strecke nicht komplett für den Autoverkehr gesperrt, doch im Gegensatz zu den Profifrauen erlebe ich zum Glück keine wirklich kritischen Situationen. Sind die ersten 60 km geschafft, wird es flacher, so dachte ich zumindest anhand des Höhenprofils. Auf dem Papier wurde es auch flacher, doch unter der Vorbelastung der vorhergehenden 1500 Höhenmeter wurde die gefühlte Intensität nicht wirklich geringer. Nach 110 km kommt die erste längere Abfahrt, die einen Vorgeschmack auf das gibt, was noch kommen wird. Doch zunächst kommt noch einmal ein Gegenanstieg, um die versprochenen 2400 Höhenmeter vollzumachen. Dieser kommt mir sehr gelegen, denn er zieht sich zwar, ist aber nicht allzu steil und ermöglicht mir nochmal etwas warm zu werden, nachdem ich auf der Abfahrt sehr gefroren habe. Dann schließlich ist es so weit: Es kommt die 30 km lange Abfahrt, über die ich mir so lange den Kopf zerbrochen habe. Die Kulisse ist traumhaft schön und entschädigt für alle vorherigen Strapazen. Zurück auf Meeresniveau geht es flach zurück durch Nizza, bis ich nach 7:25 h schließlich mein Rad wieder in die Wechselzone schiebe.

Geschafft! Katja freut sich über die gefinishte IM-Weltmeisterschaft!

Der abschließende Marathon ist so simpel wie gleichzeitig mental herausfordernd: Auf der Promenade des Anglais geht es viermal jeweils etwa 5,5 km am Mittelmeer entlang stumpf in eine Richtung, wechselnd zum Flughafen und wieder in die Gegenrichtung zur Ziellinie. Als ich die Wechselzone verlasse, läuft gerade Lokalmatadorin Marjolaine Pierré als Viertplatzierte ins Ziel, entsprechend voll ist es an der Laufstrecke. Ich profitiere von der guten Stimmung am Streckenrand, doch auch meine Beine laufen gut. Immer wieder den wunderschönen Ausblick über’s Mittelmeer genießend pendele ich meine Runden auf und ab. Auf meiner letzten Runde ist bereits die Sonne untergegangen, der Anblick der Promenade wird noch magischer. Dann endlich ist es geschafft: Nach 4:27 h darf ich überglücklich über den heiligen Zielteppich laufen – ein einmaliges Erlebnis!

Katja finishte mit einer Zielzeit von 13:17:58 (125. Platz in der F30-34):
Swim: 1:13:39
Bike: 7:25:18
Run: 4:27:14

(Text Wiedemann, Bilder Werner/Wiedemann)