Ein Bus voller Jecken
Jecken nennt man in Köln bekennende Bekloppte, also Geistesverwandte vom team-naunheim. Sozusagen auf Verwandschaftsbesuch machte sich ein Bus voll Mittelhessen in die Rhein- und Karnevalsmetropole zum Köln Marathon auf. Es ging um Ehre oder Schmach und die wohl hässlichste (nachhaltige) Finishermedaille der Welt. Das Teil ist zu klein, um als Frühstücksbrettchen zu dienen, macht selbst, wenn man es anzündet nicht warm, und ob es wirklich nachwächst, wer weiss das schon! Aber etwa 5000 Marathonies und an die 15000 Halbmarathonies plus Staffelläufer wollten das Ding haben, koste es was es wolle: Jecke eben!
4300 Marathonfinisher und 11870 Finisher beim Halbmarathon durften sich am Ende das Teil um den Hals hängen. Der Rest schied aus und erreichte das Ziel im günstigsten Falle mit dem ÖPNV, im schlimmsten Fall mit den Einsatzwagen des Sanitätsdienstes, der alle Hände voll zu tun hatte.
Bis auf zwei DNF’s kamen alle team-naunheim-Jecken auf eigenen Füßen ins Ziel, aber bei weitem nicht alle waren mit sich selbst und der eigenen Leistung zufrieden. Ungefähr 5:3 gewann Schmach gegen Ehre. Woran es lag, dass die meisten Bekanntschaft mit dem Hammermann machten, bleibt ein Rätsel. Wir hatten gut trainiert mit vielen langen Läufen und einem Trainingsplan, den unser Babba uns jede Woche aufs Neue in die WhatsApp-Gruppe stellte. Die Strecke war potteben. Das Wetter eigentlich nicht schlecht, vielleicht für die Jahreszeit etwas zu warm, kein Regen, aber hohe Luftfeuchtigkeit. Der plötzliche Wetterumschwung war sicher nicht toll für das Wohlbefinden. Die angekündigten Winde bis 40 kmh blieben aus. Windschattenlaufen war nur auf kurzen Abschnitten angesagt. Dass Staffelläufer nerven können und dass uneinsichtige Passanten Läufer beim Überqueren der Strecke behindern, ist man auch von anderen Stadtläufen gewohnt. Die Veranstalter traf keine Schuld. Fakt bleibt, dass es für viele nicht ihr Tag war. Nicht für den Sieger des Marathons Hendrik Pfeiffer, der mit seiner Zeit von 2:15:19 die Olympianorm verpasste, nicht für die zahlreichen Sportler, die nicht finishen konnten und auch nicht für jenen Senior, der vom Spätzünder zum Rohrkrepierer mutierte. Genug des Gejammers! Alles in allem war die Fahrt nach Köln en Träumsche. Bestens organisiert und wohlgepampert. Eigener Bus, eigener Fahrer (wer Holgi kennt, wundert sich immer, dass hinter dem Lenkrad die Ruhe selbst Platz nimmt), eigene Fantruppe, eigener Abholservice für die Startformalitäten (Danke an Isabel), eigene Carboloading Party im Kölsche Boor und eigener Gepäckaufbewahrungs- und Duschservice im Mariott. Ach, was ging’s uns gut und auf der Heimfahrt beim Döschen Sekt hatte Ehre gegen Schmach 5:0 gewonnen!
Marathon: wo ist Thomas?
Die Strecke des Köln Marathons führt in großen Schleifen durch die Domstadt, wobei es immer wieder zu Begegnungen zwischen den Führenden und den langsameren Läufern kommt. Bis km 30 sah man immer wieder Thomas Henopp auf Kurs 3:15:00 im ersten Drittel der roten Führungsgruppe, dann verschwand er vom Schirm. Waden dicht, Gesundheit vor Qual, DNF! Von da an war Frank Carl schnellster team-naunheim Läufer. Gesamtplatz 395, 65. M40 in 3:26:21! Eike Schiek war nach 3:37:35 als 98. der M50 im Ziel. Die danach folgenden Läufer hatten mehr oder weniger große muskuläre Probleme und blieben unter ihren Zielzeiten. Frank Drews: 3:51:06, Matthias Neeb und Dieter Dörfler 3:53:11 und 3:53:13, Thomas Lang 3:56:43, Jason Grunebach3:59:26. Paco Mateos verpasste die sub 4 Std. um 8 Sek. Matthias Rödl kam nach 4:08:49 ins Ziel. Otto Jatsch-„Rohrkrepierer“ verfehlte seine Zielzeit um satte 25 Minuten in 4:10:17. Dass er den 2. Platz der M70 belegte, lag daran, dass auch die anderen alten Männer schwächelten. Gerhard Bartoscheks 4:23:58 muss man unter dem Aspekt betrachten, dass er sich als Pacemaker in die Dienste von Lisa Weber stellte. Ismael Kaya finishte in 4:25:54. Julian Rauch, der ebenfalls mit Lisa zusammen gelaufen war, musste hinten raus abreissen lassen und kam in 4:39:17 ins Ziel. Mit wenig Marathontraining war Reinhold Beer nach Köln gereist und er war mit 4:45:23 und Platz 71 M60 zufrieden. Klaus Bork feierte unter Schmerzen seinen zweiten gefinischten Marathon und den 35. Platz der M65 in 5:50:41. Glückwunsch, alter Kämpfer! Youngster Lars Schmitt hatte mit dem Erreichen des Domplatzes sein Ziel, den ersten Marathon zu laufen schon nach einem knappen Jahr Lauftraining erreicht, da spielte die Zeit von 5:54:20 keine Rolle.
Katja Rebekka Wiedemann hatte noch den Berlin Marathon in den Beinen, als sie in Köln 4:01:57 als schnellste Frau des Teams lief. Fikret Süt kämpfte ab der Halbmarathondistanz mit Wadenkrämpfen, biss sich aber als 32. der W45 in 4:03:08 ins Ziel. Lisa Weber kann man zum ersten Maraton gratulieren: 4:23:58! Blass um die Nase war im Ziel Angela Schnorr, die sich in 4:34:44 durch den Zielbogen rettete. Petra Pilz legte in 4:59:59 bei ihrem ersten Marathon eine Punktlandung unter die 5-Stunden Marke hin. Das war allerdings die Bruttozeit. In Wirklichkeit rockte sie das Ding in 4:49:43. Alle ausser sie selbst hatten an sie geglaubt – alle hatten recht -; Glückwunsch, Petra auch zu dem 7. Platz in der W60.
In der Gruppenwertung belegte bei den Frauen team-naunheim 1 den 10. Platz vor der LG Asslar-Werdorf. Die Männerteams belegten die Plätze 27, 42, 58, 76 und 100.
Halbmarathon: gut gelaufen!
Als sich der Ottoplatz in Deutz für den Start des Halbmarathons um 8:30 füllte, hatten die Halbmarathonies gegenüber den Marathonies eine um 1 1/2 Std. reduzierte Regenerationszeit nach der Kölschtrinkerei vom Vorabend hinter sich, kamen aber in den Genuß der kühleren morgendlichen Temperaturen. Ca. 16000 SportlerInnen waren gemeldet, aber auch hier kamen nicht alle an. Bei km 7 muckte Annette Schaubs Hüfte. Aus, Schluss, Feierabend, Schade!
Jens Wolfram war Teamschnellster, 43. der M45 und 491. des Gesamtklassements in 1:35:51. Jannis Janson war nur 7 Sek. langsamer. Stefan Elmshäuser läuft nach langem Verletzungspech wieder flotte Zeiten: 1:40:14 als 51. M50. Auch Kemal Süt kann auf seine Zeit von 1:44:38 als 103. der M50 stolz sein. Matthias Klug begleitete in 1:52:24 seine Frau Manuela. Jürgen Bäthis (für die, die ihn nicht kennen: der lange Blonde ohne Haare) finishte seinen ersten Halbmarathon in 1:56:17. Glückwunsch! Frajo Berg lief in 2:31:02 ins Ziel.
Richtig flott geworden ist unsere Isabel Blanco Gonzales. Ein 24. Platz in der WHK in 1:38:20; das ist schon eine Hausnummer! Zweitschnellste Frau war Charlotte Lang in 1:43:22 (63. WHK). Bettina Zenelji wurde 13. der W50 in 1:47:27. Anette Hecker war als 21. der W45 nur 10 Sek. langsamer. Manuela Klug belegte den 101. Rang der W30 in 1:52:24. Super! Marie-Jo Thüne trägt auch nach ihrem Wegzug aus Wetzlar ins Rheinland das Drachenleibchen (was denn sonst?) und traf sich mit unseren jecken Läuferinnen zum Weiberfasnachtslauf. 2:06:02 war ihre Zeit, 1 Min. 13 Sekunden vor ihrer Freundin Ilona Seifert. Inge Bork darf sich über Platz 6 der W65 in guten 2:18:21 freuen. Andrea Krimmel hatte nach ihrem Start beim Berlin Marathon 2:21:50 Spaß auf der Strecke in Köln. Lisa Reinhard hatte sich akribisch auf ihren ersten Halbmarathon vorbereitet und das Projekt in 2:23:46 erfolgreich durchgezogen. Britta Westen und Kerstin Sand liefen gemeinsam in 2:25:22 ins Ziel. Daniela Neeb finishte ihren ersten HM in 2:46:46. Bettina Strunk blieb in 2:49:23 unter ihren Möglichkeiten. Hinter Danielas und Bettinas Zeiten steht die Geschichte was Laufen auch bedeutet. Daniela war bis km 17 gut auf dem Weg zu einer Zeit unter 2:00 Stunden. Dann bekam sie einen Schwächeanfall und konnte von da an nur noch unsicher weiter gehen. Bettina erfasste die Situation, blieb bei Daniela und begleitete sie ins Ziel. Die eigene Zeit war unwichtig geworden. Die Gesundheit der Lauffreundin hatte oberste Priorität! Under Cover lief dann noch jemand im rosa Tütü und Superwoman-Top. Wer das war? Wird nicht verraten.
In der Mannschaftswertung belegten unsere schnellen Frauen einen sechsten Rang. Ausserden kamen die übrigen Damenmannschaften des Teams noch auf die Plätze 33, 145und 176. Die Männermannschaften belegten die Plätze 34 und 95.