Wie geht Traillaufen in der Rhön? Wir haben uns beim BECK Hochrhön-Trail-Lauf in Hilders schlau gemacht
Nachdem der Beck Hochrhön-Trail-Lauf Hilders im vergangenen Jahr mit guter Beteiligung seine Premiere hatte, fand am ersten Sonntag im September die 2. Auflage im „Land der offenen Ferne“ statt. Natürlich waren wir neugierig, wie man an einem anderen Standort im Mittelgebirge eine Trailveranstaltung organisiert, ob die Strecken im höchsten Gebirge Hessens anspruchsvoller sind als in den Hügeln des Lahn-Dill-Berglands und ob Kuchen und Rennwurst an der Grenze zu Thüringen so gut schmecken wie in Mittelhessen.
Das Teilnehmerlimit wurde von 300 im Vorjahr auf 400 aufgestockt und war am Veranstaltungstag ausgebucht. Bedauerlich war die Tatsache, dass nur 308 Teilnehmer die Trails finishten bzw. ohne Abmeldung nicht zum Start erschienen waren und die Veranstalter die vorhandene Nachfrage nach Nachmeldungen nicht befriedigen konnten, weil die Startplätze blockiert waren.
Nachdem der Hochrhön-Trail im Vorjahr mit zwei Strecken begonnen hatte, kamen bei der Neuauflage eine 5 km Einsteigerstrecke mit 140 Hm und eine Langstrecke mit 37 km und 1000 Hm zu den bewährten Strecken mit 14 km und 470 Hm und 28 km und 750 Hm hinzu. Die Strecken sind zu Beginn und am Ende überwiegend identisch. Sie werden für die längeren Läufe durch Streckenschleifen ergänzt. Im Biosphärenreservat Hochrhön, das Bundesländer übergreifend Teile der hessischen-, bayrischen- und thüringer- Rhön umfasst, gibt es ein gut ausgebautes Wanderwegenetz. Der große Teil der Wettkampfstrecken findet auf den geschotterten Wanderwegen statt, die selten technische ,Schwierigkeiten bieten. Auf weiten Strecken hat man den Eindruck, dass man sich auf einem Landschaftslauf befindet, doch die Veranstalter bemühen sich, Graswege und „Offgrid“ Abschnitte, die in Folge der heftigen Regenfälle zwei Tage vor der Veranstaltung teilweise wunderbar matschig waren, in die Strecken einzubauen, was dem Trailcharakter merklich gut tut. Der längste kontinuierlich ansteigende Abschnitt entfällt auf die ersten 8 km durch das hübsche Rittertal, dann entlang des bewaldeten Auersbergs zum Buchschirmberg von dem man schöne Ausblicke ins Ulstertal, zur Wasserkuppe und in die thüringische Rhön hat. Die Steigungen sind moderat und selbst nicht als Bergziegen ausgewiesene greise Trailläufer können bei wenigen Gehpausen gut durchlaufen. Am Buchschirmberg begrüßt die Läufer eine auf der Aussichtsplattform Krone plazierte Blechbläsergruppe mit Dickebackemusik: ein Highlight des Laufs. Der 14 km Trail hat hier seinen Höhepunkt erreicht und der eigentlich interessante Abschnitt mit rasanten Downhillpassagen führt zurück ins Tal nach Hilders. Die längeren Trails führen mit welligem Profil dem Bergrücken des Ellenbogens entlang zum Aussichtsturm „Noas Segel“. Die 28 km Strecke macht eine Schleife zurück zum Buchschirmberg. Die 37 km-Strecke führt weiter in die thüringische Rhön, umrundet den Schafküppel und trifft auf dem Rückweg wieder bei Noas Segel auf die 28 km Strecke. Zwei mal wird auf den langen Strecken fast unbemerkt die ehemalige Deutsch-Deutsche Grenze überquert. Die Natur hat die Wunden, die ihr die Grenze zugefügt hatten, geheilt. Der Wald tut sich leichter die Teilung zu überwinden als die Menschen.
Die Strecken waren mit aufgesprühten, farblichen Pfeilen am Boden und, wo nötig, mit Schildern gut markiert. Auf besonders kritische Richtungsänderungen oder Streckentrennungen wurde von reichlich eingesetzten, freundlichen Streckenposten hingewiesen, die mit aufmunternden Sprüchen, Glocken und Ratschen motivierten. Überhaupt wurde bei der Veranstaltung nicht an Manpower gespart. Die Bergwacht war mit ihren Einsatzfahrzeugen an mehreren Streckenpunkten in Bereitschaft. Die Freiwillige Feuerwehr betreute Straßenquerungen und an den Verpflegungsposten gaben sich die Helfer und Helferinnen des TSV Hilders die größte Mühe, die Teilnehmer zu motivieren und zu versorgen. Auch im Start-/Zielbereich der Sportanlage und bei der Siegerehrung waren jede Menge Helfer im Einsatz, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Bemerkenswert ist auch, dass die Kommunen in Hessen und Thüringen und die Verwaltung des Biosphärenreservats, sowie zahlreiche Sponsoren die Veranstaltung großzügig unterstützen. Lediglich das Kaffee- und Kuchenteam hatte wohl den Energiebedarf der Trailrunningcomunity unterschätzt. Bevor die Letzten des 28 km- und der überwiegende Teil des 37 km-Laufs zum gemütlichen Teil übergehen wollten, waren die Kuchentheke geplündert und die Kaffeekannen geleert und man musste sich mit Pommes und Kaltgetränken begnügen.
Fazit: die Macher um den Initiator Benedikt Beck bereichern die hessische Trailszene mit einer schönen und gut organisierten Veranstaltung. Diese Landschaft mit intakten Buchen-Eschen Wäldern, Waldhutungen, Hochmooren, Magerrasenflächen und weiten Aussichten will erlaufen werden. Das Marketing ist hervorragend, die hochprofessionelle Website macht schon im Vorfeld Lust auf die Veranstaltung. Sympathisch ist auch, dass ein namhafter Betrag des Überschussen für ein Kinderhospiz gespendet wird. Sicherlich gibt es noch Stellschrauben an denen noch gedreht werden kann.
Holger Mandler hatte für die 14 km gemeldet, Otto Jatsch lief die 28 km. Der Vorjahressieger auf der 14 km Strecke, der bekannte hessische Berglaufspezialist Philipp Stuckhardt gewann in 0:57:08. Holger lief in 1:17:40 ein starkes Rennen, wurde im Feld von 102 Teilnehmern Sechzehnter und freute sich als Dritter der M50 über einen Podestplatz. Otto Jatsch bewältigte die 28 km in 3:15:47 und war mit dem vierundsiebzigsten Platz von 105 Finishern zufrieden. Als einziger Teilnehmer der Klasse Ü70 war er sowohl erster wie auch letzter seiner Altersklasse.
Text: Otto Jatsch, Fotos: Mandler und Jatsch