Marathon mit allen Schikanen: im Schlamm, zu Wasser und in der Luft

Direkt zu Beginn: Ein Finisherfoto ohne Finishermedaille ist nicht das gleiche wie eins mit!

Nun aber zum Lauf an sich. Am 29.03.2019 sind zwei Naunheimer Drachen (Stephanie Schreiber und Christian Zimmermann)und ein ehemaliges Mitglied (Thomas Seifert) Richtung Nijmegen in den Niederlanden aufgebrochen. Ziel war die Teilnahme am Iron Viking (IV) OCR Lauf des Veranstalters Strong Viking (SV)in der Mud Edition   am 30.03.2019. Die Mud Edition bedeutet, dass die Laufstrecke mit schlammigem und unebenem Boden überzogen ist und einiges an Kriechhindernissen zu bewältigen sein wird. Angeboten wurden wie üblich bei SV die Distanzen 7, 13 und 19 Kilometer und zusätzlich der Iron Viking. Dieser stellt die zweithöchste Herausforderung in den Läufen dieses Veranstalters dar. Er wird nur noch vom Ultralauf mit 60 Kilometern übertroffen. Die 42 Kilometer des IV werden in der Form absolviert, dass zuerst die 19er Distanz, dann die 13er und am Ende die 7er Distanz gelaufen werden. Rechnerisch kommt man dann auf 39, was aber mit zusätzlichen Metern in den drei Distanzen auf 42 Kilometern aufgefüllt wird. Nach jedem Durchgang muss man die Zielstufen (Walhallas Steps) und dann direkt die Startmauer erneut überklettern. Das alles während „normale“ Teilnehmer ihre Läufe beenden bzw. starten. Doch haben die Iron Viking-Teilnehmer Vorrang und werden an den Hindernissen vorgelassen. Grund dafür ist, dass man die Lap1 und 2, also 19er und 13er Distanz, in 6 Stunden und die gesamte Strecke in 7,5 Stunden absolvieren muss. Sonst ist man disqualifiziert. Das klingt erstmal nach sehr viel Zeit, doch merkt man schnell, dass einem nach Lap 1 doch der Puls ansteigt. Es geht nicht nur darum, die Kilometer zu laufen und die Hindernisse zu versuchen, sondern im Falle eines gescheiterten Hindernisses seine Straf- Burpees zu absolvieren.

Nach einer problemlosen Anreise, einem ungewöhnlichen Carbloading in Form von Pizza und einer recht angenehmen Nacht in einem kleinen Hotel, befand man sich bereits gegen 8:30 Uhr auf dem Veranstaltungsgelände und hatte somit noch genügend Zeit bis zum Start um 9:40 Uhr. Die Zeit wurde genutzt, um mit Bekannten zu quatschen, die letzten Vorbereitungen zu treffen und die beiden verbleibenden Mitglieder des Teams zu treffen.

Nach einer kurzen Aufwärmrunde mit Animation folgte der Countdown und dann ging es los. Das erste Mal über die Startmauer war noch einfach und schnell absolviert und auch Lap 1 war noch kein wirkliches Problem, obwohl die schwereren Hindernisse auf dieser Strecke liegen,  darunter Sandsäcke schleppen, Atlassteine (bis 60 kg) wuchten und verschiedene Hangel- und Kletterhindernisse mit Ganzkörpereinsatz bewältigen. Was jedoch nach dem Durchgang klar wurde war, dass die Strecke äußerst matschig, sandig und unwegsam war. Das ein oder andere Mal versank oder fiel einer der Teilnehmer auch mal komplett in die Wassergräben und musste sich erst selbst oder mit Hilfe wieder hocharbeiten. Nachdem man dann im Zielbereich zum ersten Mal, von den insgesamt drei Durchgängen, die Walhallas Steps ( 3 Stufen, die um die 2,50m hoch sind) erklomm, ging es durch einen abgesperrten „Gang“ für die Irons wieder zur Startmauer.

Unter den Blicken der nächsten Teilnehmer, mühte man sich diesmal weniger elegant, erneut über die Startmauer und direkt zu den deponierten Rucksäcken am Verpflegungsstand.

Dort wurde Wasser, Magnesium und Gel konsumiert und gebunkert und es ging auf die Lap 2 (13 Km). Ab der Mitte merkte man langsam die vorangegangenen Kilometer und Hindernisse. Die ersten Krämpfe traten auf und eine Pause war erforderlich. Nachdem gedehnt und Magnesium getankt worden war, ging es weiter. Hier entstand dann auch der Spruch: „Die Etikette und Grazie ist auf der Strecke geblieben“, denn man sah mittlerweile aus wie ein Waldschrat. Im Übrigen bin ich überrascht wie weiß das Laufshirt wieder nach der Wäsche wurde.

Wieder an der Ziellinie waren die Walhallas Steps gefühlt nochmals höher. Also wieder hoch, wieder über die Startmauer und ab an den Verpflegungstisch.

Nun folgte Lap 3 und somit die letzten 7 Kilometer.

Jeder Schritt war jetzt schwer und die Hindernisse, die vorher noch ein Easy-going waren, waren jetzt hart. Trotzdem galt die Regel entweder die Hindernisse oder „I did my f* Burpees!“. Nachdem dann eine Knieverletzung und ein weiterer Krampf aufkam, musste das Tempo der Gruppe erneut nach unten korrigiert werden. Denn getreu dem Motto „We leave no Viking behind“ wurden alle mitgeschleppt, angefeuert und nicht auf der Strecke alleine gelassen. Jeder war mal Gruppenführer oder Schlusslicht. So kam man endlich im Zielbereich an. Dann hieß es ein letztes Mal die Stufen rauf um sich dann oben total erschöpft mit einer Finish-Zeit von 7:12 Stunden in die Arme zu fallen. Geschafft! Fertig! We did it again! Der zweite Iron Viking in der eigenen Läufergeschichte war geschafft! Die Durchschnittszeit lag bei 6:36 Stunden, wobei der schnellste Läufer mit 4:33 Stunden sein Finish hatte. Apropos Finish…es haben 157 Irons den Lauf erfolgreich beendet, was 42% bedeutet. Der Rest ist nicht angetreten oder musste/wollte den Lauf abbrechen. Somit war die Zeit für eine fünfköpfige Läufergruppe in einer Mud Edition nach eigenem Empfinden gut und alleine das Finish ist schon was wert.

Leider wurde unsere gute Stimmung etwas getrübt von der negativen Überraschung, dass die Finishermedaillen nicht in ausreichender Menge vorhanden waren und wir sie uns somit nachschicken lassen mussten. Das Ergebnis war, auf dem Finisherfoto hatte keiner von uns die verdiente Medaille an, was aber nur kurz der guten Stimmung einen Abbruch bescherte.

Zum Abschluss noch ein paar kurze aber amüsant prägende Eindrücke vom Lauf:

  1. Stephi sollte immer erst die Wassertiefe prüfen, sonst besteht Sinkgefahr.
  2. Chris sollte Abstand halten, sonst fällt er auf versinkende Läuferinnen drauf.
  3. Wenn ein Stromkabel eines Hindernisses kein Strom führt, muss das nicht für die anderen Kabel gelten und man sollte das auch nicht lauthals Kund tun. War aber hübsch anzusehen als Thomas den Führungshaken durch den Stromschlag im Höhen Bogen wegwarf.
  4. Auf einem OCR sollte man Trailschuhe tragen, da man sonst mehr rutscht als läuft.
  5. Ein Kuhstallmit kleinen Kälbchen durch den man laufen muss, entlockt auch manch gestandenem Läufern ein verzückendes „Hach“.

 

 

Bericht von Chris Zimmermann

Foto mit freundlicher Genehmigung vom Veranstalter