Wetzlar-erleben-Marathon ist Geschichte: ein Blick zurück

Nachdem bedingt durch die Covid-19-Pandemie weltweit Marathonveranstaltungen abgesagt werden mussten, machten wir uns beim team-naunheim Gedanken, ob ein Corona-konformer Marathon realisierbar sei, um Langstrecklern einen Jahreshöhepunkt bieten zu können. Es war klar, dass dabei kein klassischer Marathon mit Massenstart, Publikum, und schneller Strecke möglich sein würde, sondern ein Landschaftsmarathon und das sind bekanntlich ganz unterschiedliche Dinge.

Das Pfund, mit dem man rund um Wetzlar wuchern kann, ist die abwechslungsreiche Landschaft zwischen Lahn-Dill-Bergland und Hintertaunus mit dem Lahntal und der historischen Altstadt. Da man auf einem 42,2 km langen Rundkurs alle Wetzlarer Stadtteile und die Altstadt miteinander verbinden kann, gingen wir davon aus, dass dieser Kurs eine interessante Herausforderung sein würde. Bestzeiten waren wegen des anspruchsvollen Höhenprofils mit etwa 600 Höhenmetern im Anstieg nicht zu erwarten. 32 Tage mit vier Wochenenden standen den Teilnehmern zur Verfügung, an denen die Marathonstrecke in einer, zwei oder drei Etappen zurückzulegen war. Die Zeitnahme erfolgte individuell über GPS-fähige Laufuhren mit denen Laufstrecke, Laufzeit und Höhenprofil aufgezeichnet werden können. Außerdem waren an sechs vorgegebenen Streckenpunkten Fotos als Nachweis aufzunehmen. Abweichungen von einem vom Veranstalter empfohlenen und als GPX-Track zur Verfügung gestellten Kurs, der landschaftliche, kultur- und industriegeschichtliche Highlights enthielt, waren möglich, sofern alle Stadtteile und die Altstadt angelaufen wurden und die Marathondistanz absolviert wurde. Der Lauf war autonom und autark, das heißt, jeder Teilnehmer hatte die Strecke ohne Streckenmarkierungen mit Hilfe einer Streckenbeschreibung oder des GPX-Tracks selbst zu finden und musste sich selbst um die Verpflegung auf der Strecke kümmern. Läufe in kleinen Gruppen, soweit die behördlich vorgegebenen Gruppengrößen eingehalten wurden, waren möglich. Der Lauf sollte als Spendenlauf zu Gunsten des Hospiz Haus Emmaus durchgeführt werden. Eine Teilnehmergebühr wurde nicht erhoben.

66 mal wurde die Marathondistanz rund um Wetzlar von Läufer/innen aus 14 Vereinen gelaufen. Das entspricht einer Luftlinienentfernung Wetzlar – Beirut.

31 mal wurde die volle Distanz in einer Etappe zurückgelegt. Den schnellsten Marathon lief Lokalmatador Jannis Janson in 3:32:12, dicht gefolgt von Jörg Kaess vom TSV Krofdorf-Gleiberg in 3:34:12 und Matthias Klug vom team-naunheim.de in 3:40:27. Den schnellsten Marathon der Frauen liefen gemeinsam und zeitgleich Tina Feix (LG Asslar-Werdorf) und Katja-Rebekka Wiedemann (team-naunheim.de) in 4:21:24. Die beiden Ultraläuferinnen Sabine Hennemann (LG Dill) und Olga Penner (Leun) folgten gemeinsam in 4:29:18 und 4:30:00, hatten allerdings eine drei km längere Strecke gewählt. Die beiden Top-Ultra- und Trailläuferinnen zeigten sich begeistert von der landschaftlich schönen Strecke mit anspruchsvollen Trail- und Bergpassagen. Ebenfalls in die Strecke verliebt hatte sich Bertold Becker vom Lauftreff Wetzlar, der dreimal den vollen Marathon an aufeinander folgenden Wochenenden lief!

20 mal wurde die Marathonstrecke in zwei Etappen gefinisht. Die schnellsten 42,2 km lief Michael Schneider in 3:47:16 vor Thorsten Schnitker (3:47:44), der allerdings eine 45,41 km lange Strecke zurückgelegt hatte. Michaela Wolf (3:54:21) und Monika Donges von den Aarsee Runners (3:57:06) liefen bei den Damen gemeinsam auf die vorderen Plätze.

Die Marathonstrecke in drei Etappen wurde 15 mal gefinished. Julian Schepp und Helga Steinraths, beide team-naunheim.de waren die flottesten in 3:42:33 bzw. 4:55:28.

Nicht in der Ergebnisliste erscheint eine Reihe von Begleiter/innen, die ihre Läufe nicht gemeldet hatten. Eine fünfköpfige Gruppe der LG Asslar-Werdorf lief für den guten Zweck gemeinsam und verzichtete auf eine Wertung. Vier Herren des team-naunheim.de im gesetzten Alter überraschten mit einer Wanderung über die Marathondistanz.

Hier der Link zur Ergebnisliste:

https://docs.google.com/spreadsheets/d/1aZJiHWAXUfSRtNW3sSrFcnEiztBUUwOJln269FKfk1k/edit#gid=0

Fazit

Das innovative Format hat sich im Wesentlichen bewährt. Alle Läufer erreichten gesund ihr Ziel. Nur in einem Fall wurde bekannt, dass ein Läufer wegen technischer Schwierigkeiten die Orientierung verlor und den Lauf abbrach. Die Zeitmessung per GPS-Laufuhr ist praktikabel, aber vom Uhrentyp und der Genauigkeit der Satellitenortung abhängig. Die Vergleichbarkeit der gemessenen Zeiten ist daher nur eingeschränkt gegeben. Die Resonanz zur Strecke war durchweg positiv bis begeistert. Viele Teilnehmer waren überrascht, wie vielfältig und schön die unmittelbare Umgebung von Wetzlar und wie sehenswert die Stadt an der Lahn ist. Der Lauf kann als gelungene Werbung für die Stadt gewertet werden.

Für die erste Ausrichtung eines Marathons sind wir mit der Beteiligung zufrieden, hatten uns aber auf Grund der Anmeldungen über hundert Teilnehmer erhofft. Das mag zum einen an einer zu geringen Reichweite unseres Marketings, das aus Kostengründen nahezu ausschließlich über soziale Netzwerke lief, liegen. Andererseits schreckte das ungewohnte und für viele Interessenten kompliziert erscheinende Anmeldeverfahren viele Sportler ab, sich für unseren Lauf zu entscheiden. Schließlich wurde als Argument, warum man sich nicht beteiligen wollte oder warum man es bei den Erkundungsläufen im Vorfeld, die stets gut besucht waren, beließ, die Abneigung genannt, sich beim Sportportal Strava anzumelden, welches wir für die Datenerfassung nutzten.

Wie geht es weiter?

Wenn es gelingt, die Pandemie im nächsten Jahr in den Griff zu bekommen und die etablierten Marathons wieder ausgetragen werden, wird es keinen Bedarf und Platz für den Wetzlar-erleben Marathon mehr geben. Wir sehen uns dann hoffentlich wieder beim 10. Lahnparklauf Ende August und wir versprechen euch, dass das team-naunheim.de wieder für schnelle, flache Strecken zwischen 5km und 30 km und die legendäre Organisation an der Strecke und im Ziel sorgen wird. Für den „worst case“ wissen wir jetzt, wie man Marathon macht und haben gelernt, was man besser machen könnte. Den Lauf durch Wetzlar und seine Stadtteile kann man notfalls reaktivieren – wenn ihr das wollt- !