Sensationell: Nachtmarathon in Marburg bei normalen Temperaturen
Der Marburger Nachtmarathon ist bekannt dafür, dass er fast immer bei tropischen Temperaturen stattfindet. Am Morgen der 22. Auflage war es überraschenderweise recht kühl, so dass sich zahlreiche Nachmelder entschieden, am Ereignis teilzunehmen. Der Wettergott bemerkte wohl im Tagesverlauf, dass er nicht für typisches Nachtmarathonwetter gesorgt hatte, schaffte es aber nicht mehr die Temperaturen bis zum Start über die 30° anzuheben. Geschwitzt wurde trotzdem reichlich; zum Kollabieren gab es keinen Anlass.
Es waren fast 2000 LäuferInnen, die um 19:00 auf dem romantischen Rathausplatz der Universitätsstadt vom Bürgermeister auf die Strecke geschickt wurden. Den namens stiftenden Marathon nahmen 137 Sportler in Angriff. 1168 Sportler liefen den Halbmarathon und 170 (680 Teilnehmer) Staffeln waren am Start.
Der erste Kilometer durch die Altstadt ist, obwohl er bergab geht, zäh, weil sich das große Starterfeld in der engen Gasse, gesäumt von Straßencafes, zunächst nicht recht sortieren kann. Bereits bei der Elisabetenkirche sind die Straßen breit genug und man kann seine Pace laufen. Die Strecke führt Lahn aufwärts bis Werda. Hier ist es schattig und die Stimmung am Straßenrand ist prächtig. Viele Marburger Studenten nehmen an dem Lauf teil und es sind vor allem deren Kommilitonen, die die Läufer anfeuern. Nachdem die Lahn über die Werdaer Brücke gequert wurde, beginnt eine eher langweilige Strecke durch ein Kleingartengebiet. Bevor die Läufer nach gut 10 km am Universitätsstadion vorbeikommen, haben sie sich einer besonderen Herausforderung zu stellen: zahlreiche Biergärten und Restaurants werden passiert und nicht wenige Teilnehmer dürften sich fragen, ob sie nicht besser mit denen, die hier bei Prosecco oder einem kühlen Bier sitzen und die Teller mit Pasta oder Gegrilltem vor sich haben, tauschen sollten. Am Unistadion ist die Staffelwechselstation und es beginnt die 10 km lange Südschleife, die von den Marathonies dreimal zu durchlaufen ist. Die Halbmarathonies haben Glück, denn sie sind nach der einmaligen Umrundung der eher spannungslosen Strecke am Ziel. Im Stadion bietet dann noch eine Dreiviertelrunde Gelegenheit für einen Zielsprint. Insgesamt ist die Strecke flach und durchgehend gepflastert oder asphaltiert und mit reichlich Verpflegungsstellen ausgestattet.
Auf Grund von Renovierungsmaßnahmen auf dem Stadiongelände, kam es zu Engpässen und langen Schlangen vor den Duschen und Toiletten. Schlangen gab es wie immer bei der Ausgabestelle für Wertbons, dem Getränkestand und der Ausgabe für die Rennwurst. Der Veranstalter ignoriert seit Jahren den Frust der erschöpften Sportler, die die Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage aufgegeben haben.
Marathon
Sieger des Marathons war Robert Wilkens von der SG Wenden in 2:45:31. Unser Julian Schepp lief in hervorragenden 3:03:52 auf den Gesamt fünften Platz und wurde Zweiter der M30. Katja Rebekka Wiedemann, die bereits ihren dritten Marathon in diesem Jahr lief, kam, begleitet von Gerhard Bartoschek, in 4:26:27 ins Ziel und wurde Zweite der WHK. Gerhard sammelt ebenfalls in diesem Jahr fleißig Marathons und Ultras. Er wurde zeitgleich mit Katja 8. der M55.
21 Halbmarathonies vom Team waren am Start. Ihren ersten Halben finishten Maja Zimmermann in Begleitung von ihrem Mann Christian und Lars Schmitt. Beide kamen mit fettem Grinsen ins Ziel und haben Lust auf mehr.
Unsere Frauen schossen als Doppelspitze in der Gesamtwertung den Vogel ab. M45 Läuferin Anne-Katrin Müller wurde in 1:26:30 Siegerin vor Sarah Haustein in 1:30:31! Wieder einmal zeigte sich das unsinnige Regelwerk der Leichtathletikverbände. Die Gesamtsieger werden nach Bruttozeiten gewertet, die Altersklassenwertung erfolgt vernünftigerweise nach Nettozeit. Die Drittplatzierte der Gesamtwertung kam in der Altersklassenwertung WHK auf Platz 1 vor Sarah, die hier hinter ihr lag. Wann erklärt eigentlich mal Jemand den Funktionären, dass bei Straßenrennen die sportlich wichtige Zeit, die Zeit ist, die die LäuferInnen benötigen, um vom Überlaufen der Startlinie zum Überlaufen der Ziellinie zu gelangen und es nicht die Fähigkeit ankommen sollte, sich möglichst weit vorne im Starterfeld einzuordnen?
Sieger des Halbmarathon war der sympathische David Schön von der TSV Krofdorf Gleiberg in 1:13:39. Schnellster Mann vom Team war Matthias Klug der in 1:36:54 Platz 11 der M35 belegte. Michael Schneider (5.M55) und Stefan Uwe Best (16.M50) liefen zusammen ins Ziel, wobei Michael die Nase um 7 Sek. vorne hatte. Stefan Elmshäuser war ebenso wie SUB am Sonntag vor Marburg beim Hitzerennen in Hamburg am Start gewesen. Er finishte in respektablen 1:42:58. Isabel Blanco Gonzáles hatte beim Nachtmarathon vor einem Jahr ihren ersten Halbmarathon in 2:19:18 gefinished und verbesserte ihre Zeit am gleichen Ort um satte 36 Minuten auf 1:43:28. Toll!
Frank Drews steckte seine vor zwei Wochen gefinishte erste Olympische Distanz am Rothsee noch in den Knochen; da waren seine 1:44:35 aller Ehren wert. Bettina Zenelji und Otto Jatsch bildeten auf der ersten Hälfte des Laufs ein Gespann. Auf der zweiten Hälfte hatte Bettina mehr Körner und kam mit 1:47:33 um 2 Minuten vor Otto als 4. der W50 ins Ziel. Otto hat in Marburg noch nie seine Altersklasse gewonnen und dabei sollte es auch bleiben. Ein diuretisch begründeter Ausflug in die Botanik kostete ihn die 60 Sekunden, die der Altersklassenerste gerechterweise vor ihm schneller war. Seine 1:49:33 lagen aber erstmals in diesem Jahr unter den standesgemäßen 1:50. Es geht aufwärts. Matthias Neeb, Dieter Doerfler, Martina Kunze, Sebastian Bachmann und Manuela Klug spornten sich in einer Gruppe laufend gegenseitig an. Martina ist in der neuen AK W55 glücklich und kommt kaum noch runter vom Treppchen: AK Erste in 1:57:51! Daniela Neeb und Vielstarterin Annette Schaub finishten in knapp über 2 Stunden. Für Annette kam Platz 5 der W55 dabei heraus.
In der Team-Wertung belegten unsere Frauen die Plätze 1, 5 und 12. Die Männer rangierten auf den Plätzen 6, 13, 22 und 41.
Zeitnahme:race result
Fotos: Wiedemann, Schmidt, Neeb
Ein ausführlicher Bericht von Helmut Serowy wird auf LaufReport erscheinen