Ein dritter Platz ist keine Schmach wenn man gegen Hochkaräter antritt: Herkules Berglauf 2022, Kassel
Ilona Seifert fand vor Jahren den Berglauf durch den Wilhelmshöher Landschaftspark vom Schloss zum gewaltigen Herkulesdenkmal, das hoch über Kassel das Landschaftsbild der Dokumentastadt bestimmt, so schön, dass sie unbedingt hier noch einmal laufen wollte. Simon hatte vergangene Woche wegen einer dussligen Fehlinformation des Schreibers dieser Zeilen den Start beim Karbener Stadtlauf verpasst und brauchte einen Ersatz für den geplanten Wettkampf. Otto fühlte sich in der Pflicht, Simon zu begleiten und hatte selbst auch Lust seine Berglaufform zu testen, nachdem er sein Training in der letzten Zeit heruntergefahren hatte, Holger Mandler ließ sich kurzfristig beschwätzen und Martina Kunze wollte am Wochenende sowieso wegen der Kultur nach Kassel, so dass der ökologische Fußabdruck für die weite Reise, um 8 km bergauf zu laufen, vertretbar erschien.
Vor dem Start hatte es in Kassel kräftig geregnet, während des Laufs schien die Sonne bei angenehmen frischen Temperaturen und als man sich wieder auf den Heimweg machte, setzte erneut heftiger Regen ein. Der Lauf durch das Kulturdenkmal Wilhelshöher Bergpark mit seinen zahlreichen Tempelchen, dem als Ruine erbauten Aquäduct und der romantisierten Löwenburg durch den schattigen Wald ist auf gut zu laufenden Waldwegen tatsächlich ein Traum. Die Strecke führt vom Start weg auf den ersten sieben Kilometern mit wechselnden, teilweise heftigen, Steigungen bergauf; der letzte Kilometer beginnt mit einer leichten Bergabstrecke, die in ebenes Geläuf übergeht. Hier darf geballert werden. Der Höhenunterschied beträgt laut Veranstalter 320 positive HM, die Laufuhr registrierte 370 HM.
Simon Mussie hielt sich vom Start weg in der Spitzengruppe und eroberte sich den 2. Platz bis er auf dem letzten Streckenabschnitt vom vorbeistürmenden Kasseler Lokalmarator Leonardo Orlando, der die Strecke wie seine Hosentasche kennt, überholt wurde. Die Enttäuschung war nach den jüngsten Erfolgen unseres Shootingstars groß aber unbegründet. Sieger in 30:23 wurde Philipp Stuckhardt von der SSC Hanau-Rodenbach, der hier schon mehrfach gewonnen hat, 2019 hessischer Berglaufmeister war und bei der hessischen Meisterschaft im April in Erbach mit 1/100 Sekunde hinter seinem Vereinskollegen Marius Abele Viezemeister über 10 000m auf der Bahn geworden war. Zweiter in 31:49 wurde Leonardo Ortolano aus der Kaderschmiede des Laufteams Kassel, Crosspezialist und erfolgreicher Bergläufer. Dass sich Simon als Newcomer mit 32:24 knapp geschlagen geben musste ist aller Ehren wert. Den Pokal mit dem Herkules hat er sich wohl verdient.
Holger Mandler belegte in der starken Zeit von 45:56 den 9. Rang der M 50. Erster der M 50 wurde Thomas Förster vom TV Wetzlar. Martina Kunze lief in 51:10 auf Platz 5 der W55 und Ilona Seifert genoss den Bergpark in 59:10 als 7. der W50. Otto Jatsch (M75) freute sich, dass er in seiner Altersklasse, in der er oft alleine unterwegs ist, 4 weitere Mitstreiter hatte. Das macht den AK-Sieg in 49:54 umso wertvoller.