Familientreffen bei Basiliskens

Das Baseler Stadtwappen wird von zwei putzigen Fabeltieren gehalten: geflügelten Schlangen mit dem Kopf eines Hahnes, den Basilisken, eindeutiger Verwandtschaft vom Team-Naunheim-Drachen. Vielleicht war der Basilisk früher ein gruseliger Zeitgenosse (der Sage nach wurde sogar einmal einem unschuldigen Hahn ,der Prozess gemacht, weil er beim Eierlegen erwischt wurde, was wohl nur Basilisken können; der Hahn wurde zum Tode durch Enthauptung verurteilt), findet er sich heute vielfach auf den in Basel überall anzutreffenden typischen grünen Brunnen und speit Trinkwasser. Ausserdem ziert er die leuchtend orangenen Laufshirts eines Baseler Laufvereins. Da lacht das Herz des Team-Naunheim-Drachens!

Im 3-Ländereck am Rhein habe ich vor acht Jahren meinen ersten Halbmarathon gelaufen und wollte aus nostalgischen Gründen noch einmal beim 3-Länder-Lauf starten. Der Lauf wird von einem grenzüberschreitenden Lions Club veranstaltet, der in der trirhennischen Region aktiv ist. Die Überschüsse aus der Veranstaltung kommen einem zweisprachigen Jugendferienlager für Jugendliche aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland zu gute; angewandte Völkerverständigung.

Start und Ziel des Laufs ist der Platz vor dem historischen Rathaus, das mit seiner ochsenblutroten Fassade und den Wandmalereien aus der Mythologie, dem alten Testament und der eidgenössischen Geschichte beeindruckt. Kurz nach dem Start führt die Halbmarathonstrecke über die älteste, die „Mittlere Brücke“ von der westrheinischen, großbasler Stadtseite über den erfreulich sauberen Rhein nach Kleinbasel. Entlang schmucker Bürgervillen geht es über die Rheinpromenade bis zur doppelstöckigen Dreirosenbrücke, wo wieder auf die westliche Rheinseite gewechselt wird. Schon bald kommt man ins elsässische St. Louis. Die Bebauung der Orte geht ineinander über. Wäre da nicht eine unscheinbare Zollstation ausser Diensten, würde man den Länderwechsel gar nicht bemerken! In Huningue kommt man wieder in Flussnähe. An einem Kanal befindet sich ein Wasserpark, wo man im Vorbeilaufen einen kurzen Blick auf Wildwasserkanuten beim Sport werfen kann. Nach einer kurzen Strecke rheinabwärts müssen einige Treppen überwunden werden, um auf die größte freispannende Füßgängerbrücke am Rhein  zu gelangen, an deren rechtsrheinischem Ufer Weil am Rhein in Deutschland erreicht wird. Nach einigen Schlenkern durch gesichtslose Industriegebiete und Shoppinganlagen, der Überquerung der Autobahn, bei der auf einem steilen Pfad im Stil eines Singletrails eine Böschung erklommen werden muss, gelangst man ins ehemalige Bundesgartenschau Gelände, das übergangslos in das schweizerische Erholungsgebiet Lange Erlen übergeht. Nach diesem grünen Streckenabschnitt folgt ein vom Güterbahnhof und dem Rheinhafen geprägter Abschnitt, bevor die Strecke auf die bereits bekannte Rheinpromenade einbiegt. Nach einem Schlenker durch die Gässchen Kleinbasels gelangt man auf die vierte und letzte Brücke, die Wettsteinbrücke, die ansteigend zur Altstadt führt. Der letzte halbe Kilometer auf der Einkaufsstraße Freie Strasse verführt bergab  zum Schlussspurt zum Ziel auf dem Marktplatz.

Der 3-Länderlauf ist ein reizvoller Lauf durch das Dreiländereck am Rhein, gut organisiert und sehr international. Die Strecke kann schnell gelaufen werden, was die Siegerzeiten von 1:09.01 bei den Männern und 1:21.01 bei den Frauen bestätigen. Ich selbst war nach nur zwei Trainingswochen gefolgt auf eine mehrwöchige Krankheitspause (und einem Viergängemenue mit korrespondierenden Weinen mit der Familie am Vorabend) mit einer Zeit von 1:52.06 und dem dritten AK-Platz (meine erste nichtvirtuelle Bronzemedaille aus echtem Metall!) ganz zufrieden. Schnellster Mann der M 70 war Dierk Wittmershaus aus Syke in 1:47.40. Beeindruckend die erste W70-Läuferin Irena Schär, die mit 1:44.46 drei Minuten schneller war, als der schnellste M70 Mann!

Otto Jatsch