Challenge EM in Almeere

Traum von Amsterdam?

Almere liegt etwa 25 km östlich von Amsterdam. Die junge Stadt besteht erst seit 1975 und gilt als am stärksten wachsende Stadt der Niederlande. Insgesamt vermittelt sie mit ihrer am Reißbrett entstandenen Planung eher ein nordamerikanisches Flair als das einer europäischen Stadt.

Bei all der Moderne erscheint es geradezu widersprüchlich, dass ausgerechnet der hier ausgetragene Triathlon als die älteste Langdistanzveranstaltung Europas (und die zweitälteste der Welt nach dem Ironman auf Hawaii) gilt. Seit nunmehr zehn Jahren gehört der Almere Triathlon als „Challenge Almere-Amsterdam“ zur Challenge Family (der „Konkurrenz“-Firma zu Ironman, die insbesondere für die Challenge Roth bekannt ist) und vereint diverse Multisportwettkämpfe an einem Wochenende. So starteten am Donnerstag die Kinder bei der Junior Challenge über eine Zehntellangdistanz (400 m schwimmen/18 km Rad fahren/4,2 km laufen), wobei aufgrund der Hitze die Laufstrecke verkürzt wurde. Am frühen Abend folgten die Familien- sowie Firmenstaffeln im Team Relay Format, bei dem jedes Teammitglied nacheinander eine Supersprintdistanz (380 m/9 km/2 km) absolviert. Am Freitag folgten dann die jüngsten sowie ältesten Teilnehmer:innen bei Kids Runs (500 m bzw. 1000 m bzw. 2000 m) und Senior Challenge (20 min. schwimmen/25 bzw. 35 km Rad fahren/6,5 bzw. 10 km gehen) sowie die No Limit Challenge (wie Senior Challenge) für Triathlet:innen mit geistiger Behinderung. Abgerundet wurde das Wochenende mit den Mittel- (1,9 km/94 km/21,1 km) und Langdistanzen (3,8 km/180 km/42,2 km) für Einzelstarter:innen und Staffeln (ein:e Athlet:in pro Disziplin), sowie den Mittel- und Langdistanzen im Aquabike (1,9 km schwimmen/90 km Rad fahren bzw. 3,8 km schwimmen/180 km Rad fahren). Alles in allem also ein sehr voll gepacktes Wochenende, bei dem wirklich jede:r in die Wunderwelt des Multisports eintauchen konnte. Unter all den fast 2000 Athlet:innen aus aller Welt waren auch drei des Team Naunheim.

Jan Werner und Katja Wiedemann hatten sich mit ihren Ergebnissen aus Roth für die Europameisterschaft der Europäischen Triathlon Union über die Langdistanz qualifiziert. Während bei den Profis die Niederländer Menno Koolhaas und Els Visser in 7:36:36 h (neuer Streckenrekord) bzw. 8:36:25 h die Konkurrenz alt aussehen ließen, mussten unsere Drachen der Hitze ihren Tribut zollen und hatten einen harten Tag. Um 7:30 Uhr startete Jan als erster auf den zwei Runden umfassenden Schwimmkurs im Weerwater. Kurz darauf folgte ihm Katja, sehr zu ihrer Freude in einer reinen Frauenstartwelle. Für beide lief die erste Disziplin zwar nicht überragend, aber durchaus solide, sodass sie nach 1:10 h (Jan) bzw. 1:16 h (Katja) aus dem See steigen konnten. Kurz darauf fiel der Startschuss für Dirk Zander, der im Rahmen der Mitteldistanz eine Runde zu bewältigen hatte. Mit 44:54 min kann er für seinen erst zweiten Triathlon überhaupt durchaus zufrieden sein, auch wenn er über den Winter hart daran arbeiten will, die 40 Minuten-Marke zu knacken.

Der Radkurs verläuft über eine (Mitteldistanz) bzw. zwei Runden (Langdistanz) und kann mit etwa 25 Höhenmetern pro Runde als wirklich topfeben bezeichnet werden. Über einen kurzen Zubringer geht es für die ersten 20 km zunächst ans Gooimeer, gefolgt von einer von anspruchsvollem Untergrund geprägten Passage durch den Stadtteil Almere Poort, bevor die nächsten 20 km immer geradeaus am IJmeer entlangführen. Daran schließen sich 40 km durch einen Windpark und landwirtschaftlich geprägtes Gebiet an, bevor es zurück am Gooimeer entweder auf die zweite Runde oder zurück Richtung Wechselzone geht. Während es morgens noch sehr mystisch nebelig war, sodass man zum Teil kaum die vorausfahrenden Athlet:innen sehen konnte, wurde es im Laufe des Tages immer wärmer. Dafür wurden die Teilnehmer:innen weitestgehend vom Wind verschont, lediglich entlang des IJmeers herrschte etwas Gegenwind. Dirk brach am Ende der zweiten Disziplin etwas ein, konnte die 95 km aber in guten 3:04 h beenden. Jan fuhr konstant sein Tempo, kämpfte allerdings mit dem teils ruppigen Untergrund, sodass er nach 5:19 h sein Rad wieder in die Wechselzone schob. Auch Katja konnte die erste Hälfte noch solide absolvieren, hatte jedoch den flachen Kurs, der konstante Leistungsabgabe forderte, komplett unterschätzt. Daher sehnte sie auf den letzten 20 km die Wechselzone mit jedem Meter herbei und wurde nach 5:47 h schließlich erlöst.

Der abschließende Laufpart führte über zwei (MD) bzw. vier Runden (LD) in Schleifen um den Weerwater-See herum. Zum Leidwesen unserer Starter:innen war nun die angekündigte Hitze (knapp 30 °C) endgültig eingetreten, zusätzlich wies der Laufkurs kaum schattige Passagen auf. Dennoch schlug sich Dirk wacker und konnte trotz Blase am Fuß eine neue Halbmarathonbestzeit (2:15 h) aufstellen. Am Ende lief er nach 6:23 h zufrieden ins Ziel (105. AK M40). Sowohl Jan, als auch Katja mussten bereits früh immer länger werdende Gehpausen einlegen, kämpften sich dennoch nach 4:41 h (Jan) bzw. 5:15 h (Katja) bis zum magischen Zielbogen. Am Ende reichte es mit 11:23 h noch für Platz 6 in der AK M35 bzw. 12:27 h für Platz 4 in der AK W25.

Alles in allem war es eine Challenge-typisch top organisierte Veranstaltung, die vor allem auf die Athlet:innen fokusiert ist. So wurde bereits im Laufe der Rennwoche und beim Racebriefing mehrmals auf die erwartete Hitze hingewiesen und eine ganze Liste an Tipps zur Bewältigung dieser, auch für Volunteers und Supporter:innen, zur Verfügung gestellt. Auch war die Stimmung entlang der Strecke super, wirklich jede:r wurde frenetisch angefeuert. Ein Rennen, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.

(Text: Wiedemann, Bilder: Zander, Wiedemann)